- Klaus von Klitzing — Leben mit dem Nobelpreis
- Klaus von Klitzing — Leben mit dem NobelpreisWürde und Bürde der höchsten EhreEinen Nobelpreis zu bekommen scheint grundverschieden von allen anderen Ehrungen in der Forschung: Die begehrte Wissenschaftstrophäe macht die Laureaten über Nacht weltweit zu Stars in ihrem Fach und in den Medien. Privatleute verwandeln sich in gefragte öffentliche Personen, deren soziale Identität sich nach dem Erhalt des Preises zwangsläufig ändert. Die neue Prominenz und in ihrem Gefolge modifizierte Arbeits- und Lebensumstände werden als äußerst aufregend und spannend und als Höhepunkt des wissenschaftlichen und privaten Lebens erfahren. Dies gilt auch für den deutschen Physikpreisträger Klaus von Klitzing, der 1985 in Stockholm ausgezeichnet wurde. Seine persönliche Bilanz aus Glück und Bürde in Sachen Nobel fällt durchaus positiv aus.Der Preis kam nicht aus heiterem HimmelWie für die meisten seiner Kollegen war der Nobelpreis, als er kam, auch für Professor von Klitzing keine eigentliche Überraschung mehr. Auf den Preis gewartet hat dabei offenbar vor allem seine wissenschaftliche Umgebung — und das fünf Jahre und damit nicht sonderlich lang. Mit dem Nobelpreisverdacht sah sich der deutsche Physiker schon sehr früh konfrontiert. Von Klitzing erinnert sich noch genau, wann er das erste Mal auf den Preis angesprochen wurde — fünf Monate nach seiner fulminanten Entdeckung, bei einem Vortrag auf einer Tagung im Juni 1980. Ein Koreaner beteuerte ihm damals voller Begeisterung, seine Entdeckung sei die wichtigste der letzten 20 Jahre und bringe bestimmt einen Nobelpreis: »Da wurde ich erstmals darauf aufmerksam.«In den folgenden Jahren bekam der Forscher Ähnliches immer häufiger zu hören: »Die wissenschaftliche Community war so einhellig der Meinung, dass meine Entdeckung etwas Besonderes war, weil sie nicht nur in der Festkörperphysik, sondern auch in andere Gebiete der Physik Ausstrahlung hatte, sodass ich beispielsweise schon in Japan als künftiger Nobelpreisträger begrüßt wurde, wenn ich dort irgendwo einen Besuch in einer Firma gemacht habe. Wenn ich also sagen würde, der Nobelpreis am 16. Oktober 1985 kam aus heiterem Himmel, da stimmt das nicht ganz!«Der große Tag selbst ist für Klaus von Klitzing präsent, als sei er gestern gewesen. Im »Gästebuch«, einer Art Chronik des Stuttgarter Max-Planck-Instituts für Festkörperforschung, steht auf die Minute genau verzeichnet, wann der entscheidende Anruf aus Stockholm kam — um 11.20 Uhr vormittags. Von Klitzing konnte nach seinen Informationen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit damit rechnen, dass er an diesem Tag den Preis erhalten würde. Doch blieb ein letztes Quäntchen Unsicherheit wegen der Abstimmung in der Akademie. So war der Physiker natürlich im Institut, wenn auch vorsichtshalber nicht in seinem Dienstzimmer und nur für seine Sekretärin aufzufinden, als er per Telefon erfuhr, was er heute so erzählt: »In zehn Minuten wird Ihr Preis der Presse bekannt gegeben, und danach sind Sie kein freier Mensch mehr. Deswegen, wenn Sie noch irgendwelche Anrufe machen wollen, vielleicht Ihre Frau anrufen oder so, dann tun Sie's jetzt.«Von Klitzing erinnert sich, dass er nach diesem Telefonat zu seinem Büro ging. Er sah dort eine große Gruppe von Leuten vor seiner Tür warten. Tatsächlich hatte sich in den interessierten Kreisen das Gerücht so verdichtet, dass sich auch Journalisten, die Max-Planck-Gesellschaft und sogar das damalige Bonner Bundesministerium für Forschung und Technologie auf das kommende große Ereignis eingestellt hatten. Beim Anblick der vielen Leute vor seinem Zimmer rief von Klitzing in die Menschenmenge: »Was gibt's denn dort zu sehen?« Über die Antwort hinten aus der letzten Reihe amüsiert er sich noch heute: »»Da drinnen ist irgendein Nobelpreisträger!« hieß es, und ich stand draußen vor der Tür!«Plötzlich im MittelpunktAls der amerikanische Physiker Tsung Dao Lee 1957 mit 31 Jahren den Nobelpreis erhielt, soll er gesagt haben: »Mein Gott, was wird nun aus dem Rest meines Lebens?« Klaus von Klitzing war beim Ruf aus Stockholm zwar schon 42, aber damit immer noch zehn Jahre unter dem Durchschnittsalter der Preisträger. Trotzdem fand er sich nicht zu jung für die höchste Wissenschaftstrophäe. Ein bisschen Angst hat es ihm allerdings gemacht, so plötzlich ins Rampenlicht katapultiert zu werden, zumal er Leute kannte, die nach dem Preis »irgendwie ins Irrationale abgeschwebt sind«.Solch ein Fall war der amerikanische Physiker William Bradford Shockley, der 1956 für die Entwicklung des Transistors ausgezeichnet wurde und sich später einer speziellen Samenbank zur Verfügung stellte, um durch Nobelpreisträgerspermien die Intelligenz der Amerikaner zu befördern. Auch der Engländer Brian David Josephson, der 1973 im Alter von nur 33 Jahren den Physiknobelpreis erhielt, bot zu Staunen Anlass: Er gab nach dem Preis seine Wissenschaft auf und verstieg sich fortan in transzendentale und esoterische Lehren.Klaus von Klitzing ist bei der Physik geblieben und hat sich mit seiner Rolle als Laureat zu arrangieren verstanden. In seinem Fall kam der Preis nicht als Krönung einer langen Karriere, sondern als gewaltige Zäsur. Klaus von Klitzing weiß natürlich, dass nur wenige Nobelpreisträger es schaffen, nach dem Preis Forschung von gleichem Kaliber zu liefern. Auch er hat sich gefragt, wie man den Rest des Lebens mit diesem Preis leben soll: »Denn ich sage immer: Es kann nur noch bergab gehen. Weil der Nobelpreis eben das Höchste ist, was man erreicht, und wenn man ihn zu früh bekommt, kann es auch schaden!«Der Preis — allein und ungeteiltKlaus von Klitzing erhielt den Nobelpreis allein und ungeteilt zugesprochen. In dieser Hinsicht war er von der Entscheidung der Königlichen Schwedischen Akademie der Wissenschaften überrascht. Wenn überhaupt, so hatte er damit gerechnet, dass ihn Stockholm für seinen Quanten-Hall-Effekt zusammen mit den Entdeckern des später gefundenen »gebrochenen Quanten-Hall-Effekts« auszeichnen würde. Von Klitzings erste Frage beim Anruf der Schweden am 16. Oktober 1985 war denn auch, mit wem er sich den Preis teile. Er beschreibt seine Gefühle als durchaus gemischt, als er hörte, dass er den Preis allein bekomme: »Da war meine erste Reaktion: »Was ist das für ein Gefühl für diejenigen, die in der Presse so hochgelobt werden als Kandidaten für den Nobelpreis, wenn sie ihn dann doch nicht bekommen. Wie groß ist der Schaden für einen solchen Menschen?« Ich glaube, dass es bedrückend ist für jemanden, wenn ihm von außen gesagt wird, du bekommst einen Nobelpreis, und dann bekommt er ihn doch nicht. Deshalb beteilige ich mich auch nicht an den Spekulationen vor der Vergabe von Nobelpreisen, wer ein Kandidat sein könnte.« Und konsequent schweigt sich Klaus von Klitzing im Gespräch darüber aus, wie er sein Recht, jedes Jahr Kandidaten zu nominieren, ausübt.Das Schöne an seinem eigenen Preis ist, so von Klitzing, dass er nie darauf hingearbeitet hat. Zwar könne man solch einen singulären Preis ohnehin nicht direkt anpeilen, aber manche Forschungsgebiete böten doch mehr als andere die Chance, etwas ganz Fundamentales zu finden. Seine eigene Sparte gehöre nicht zu dieser Kategorie, sagt er im Gespräch: »Bei mir war es absolut überraschend. In meinem Arbeitsgebiet waren keine nobelpreisverdächtigen Ergebnisse zu erwarten. Ich habe an etwas gearbeitet, das für die Praxis wichtig ist, Silicium-Feldeffekt-Transistoren für die Mikroelektronik. Dass etwas Fundamentales dabei herauskommen würde, hat keiner geglaubt.«Eine denkwürdige MessschichtIn einer nächtlichen Messschicht vom 4. auf den 5. Februar 1980 am deutsch-französischen Hochfeld-Magnetlabor in Grenoble, wo Klaus von Klitzing als Heisenberg-Stipendiat arbeitete, bemerkte er zu seinem Staunen, dass eine erwartete, glatte Kurve von deutlichen Stufen überlagert wurde. Mehr noch: die Abstände dieser Stufen waren sehr scharf ausgeprägt. Damit war eine überraschende, völlig neue und fundamentale Eigenschaft im kollektiven Verhalten eines zweidimensionalen Elektronensystems entdeckt, der Quanten-Hall-Effekt, der alsbald »von-Klitzing-Effekt« genannt wurde und die »von-Klitzing-Konstante« mit sich brachte. Die Entdeckung war eine Sensation — sowohl für die Grundlagen der Physik als auch für die Weiterentwicklung schneller Schaltelemente. Sie hatte zudem eine bahnbrechende praktische Seite: Von Klitzing hatte einen präzisen Standard für das Ohm, die Einheit des elektrischen Widerstands, gefunden, der das Eichen elektrischer Maßeinheiten auf eine solide Grundlage stellte.Zwei Jahre nach von Klitzings Entdeckung fanden amerikanische Forscher noch einmal etwas Sensationelles in den zweidimensionalen Elektronensystemen: den fraktionierten oder gebrochenen Quanten-Hall-Effekt, der zeigt, dass sich Elektronen im Kollektiv so verhalten können, als trügen sie Bruchteile der Elementarladung. Den Physiknobelpreis 1998 für den gebrochenen Quanten-Hall-Effekt an die Amerikaner Robert B. Laughlin, Horst L. Störmer und Daniel C. Tsui hat Klaus von Klitzing als neuerliche Bestätigung und Aufwertung seiner Forschungsleistung empfunden: »Ich habe sehr viel Post bekommen, in der ich beglückwünscht wurde, dass ich eigentlich die Grundlagen für ein ganzes Feld gelegt habe und stolz darauf sein könne. Und es war auch eine besondere Ehre, als ich offiziell vom Nobelkomitee eingeladen wurde, an der Feier 1998 in Stockholm teilzunehmen und dann während der Preisverleihung erneut mit oben auf der Bühne sitzen durfte.«Zur richtigen Zeit am richtigen Ort die richtige SacheDer Nobelpreisträger von Klitzing verschweigt also nicht, dass seine Forschung in engem Zusammenhang mit den Leistungen anderer steht. Seinen eigenen Erfolg rechnet er seinem Sachverstand und Wissen sowie seiner Erfahrung, Ausdauer und Lust am Experiment, aber auch ein bisschen dem Zufall und dem Glück zu: »Alles kommt zusammen. Man muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort gerade das Richtige machen. Im Nachhinein betrachtet, kamen auch viele Zufälle zusammen.«Den scharfen Blick für das Problem, das ihm den Nobelpreis bescherte, dankt von Klitzing seinen Ferienjobs als Werkstudent in Braunschweig: »Als junger Student habe ich in jeden Semesterferien in der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt gearbeitet. Und das ist genau die Stelle, die sich später am meisten für den gefundenen Effekt interessierte. Ich war sensibilisiert, dass solche Fragen für die Arbeit dort wichtig sind. Andere hätten solche Effekte vielleicht übersehen.« Seine Erfahrung in diesem Metier prädestinierte ihn in besonderer Weise für die Entdeckung, die ihm gelang: »Im Prinzip habe ich schon zehn Jahre auf einem ähnlichen Gebiet gearbeitet und sehr viel Informationen in meinem Kopf akkumuliert.«Seine eigentliche Leistung spielt von Klitzing im Gespräch herunter: »Jeder, der die Literatur lesen kann, hat die Chance gehabt, den Nobelpreis dafür zu bekommen oder jedenfalls den Quanten-Hall-Effekt zu entdecken. Denn unsere experimentellen Daten waren schon 1978 in der Literatur vorhanden.« Wenn man von Klitzing weiter zuhört, erfährt man allerdings, dass es schon ein bisschen mehr gewesen sein muss, was beim Fund des Quanten-Hall-Effekts zusammenkam: »Ich war nicht so sehr beeinflusst von der Theorie. Für mich sind immer die experimentellen Ergebnisse die Wahrheit. Und da habe ich in den Messkurven etwas Anomales gesehen, was schon bei meinen früheren Experimenten an ganz anderen Proben andeutungsweise aufgetreten und deshalb vielleicht eine fundamentale Erscheinung war. Das konnte eben nur ich wissen, weil ich Erfahrung hatte. Deswegen konnten nur diejenigen die Literatur richtig interpretieren, die auf solcher Erfahrung aufbauten.«»Von-Klitzing-Konstante« und »Von-Klitzing-Pfad«Mit der nach ihm benannten Konstante im Fluss der Elektronen hat Klaus von Klitzing sich und seinen Namen unsterblich gemacht: »Die Konstante wird weltweit für alle Widerstandseichungen verwendet. Und dieses Naturnormal ist stabil und wird nach meinem Tod weiter existieren.« Ein vergnügliches Beiprodukt seiner Findigkeit als Forscher und der daraus erwachsenen Prominenz ist für ihn, dass inzwischen auch fünf Straßen in Deutschland nach ihm heißen. Am liebsten hat er den »Von-Klitzing-Pfad«, eine kurze Stichstraße, die unmittelbar zu seinem Stuttgarter Institut führt. Denn: »Pfad, das ist immer mit Neugier verbunden!«Auch sonst verbindet sich der Nobelpreis für ihn mit viel Positivem, aber auch einigem Negativen. Natürlich gefällt ihm, dass er nun auch außerhalb der engeren Gemeinschaft der Wissenschaftler große Anerkennung findet. Das hat allerdings seine Schattenseiten, und er hat erst lernen müssen, sich nicht allerorts als Tafelaufsatz missbrauchen zu lassen. Inzwischen weiß von Klitzing: »Gerade im öffentlichen Leben ist man stark interessiert, sich mit Nobelpreisträgern zu schmücken, und deshalb wird man plötzlich sehr umworben. Ich versuche immer, Einladungen, die nur darauf beruhen, dass ich einen Nobelpreis habe, kritisch zu betrachten. Ich frage mich dann, hätte ich die Einladung auch bekommen, wenn ich keinen Nobelpreis hätte. Wenn die Antwort eindeutig Nein ist, überlege ich mir, ob ich solche Einladungen annehme.«Das Reizvollste an dem Nobelpreis war für von Klitzing im Übrigen nicht die plötzliche Prominenz in seinem Fach und in der Öffentlichkeit, auch nicht der überraschende Geldsegen aus Schweden und ebensowenig die prestigeträchtige, feierliche Verleihung an Alfred Nobels Geburtstag in Stockholm. Am meisten Spaß hat ihm die Feier im eigenen Institut gemacht: »Es war schön, mit meinen Freunden im Institut zu feiern, wirklich mal ausgelassen zu feiern mit den vielen Freunden, mit denen ich gearbeitet habe.«Wie man aus damaligen Fernsehberichten weiß, ist es am Abend des 16. Oktober 1985 im Stuttgarter Max-Planck-Institut für Festkörperforschung tatsächlich hoch hergegangen: Der mit einem Lorbeerkranz geschmückte Preisträger wurde von begeisterten Kollegen auf einem Sessel wie auf einem Thron durch das Haus getragen. Bei dieser Prozession erklangen improvisierte Gesänge, die den klugen Forscher, die starken Magnetfelder und die tiefen Temperaturen hochleben ließen.Stockholmer FeiernWenige Wochen später folgte in Stockholm eine Woche lang eine ganze Kette von Veranstaltungen und festlichen Höhepunkten. Schon die Scandinavian Airlines wissen um ihren prominenten Gast samt seiner Entourage in der ersten Klasse, der am Flughafen vom Protokoll des schwedischen Außenministeriums in Empfang genommen und in einer gestreckten Volvo-Limousine ins Grand-Hotel, das erste Haus am Platze, geleitet wird. Dort stehen Zimmer mit Blick auf das Schloss und die Schären bereit. Immer unter umsichtiger Betreuung durch das Protokoll ist ein präziser Terminplan zu absolvieren: Besuche bei der Nobelstiftung und der Akademie, Pressekonferenzen und als Wichtigstes der Nobelvortrag über die prämierte Arbeit. Der glanzvollste Tag ist zweifellos der 10. Dezember, für dessen Veranstaltungen Frack und Grande Robe vorgeschrieben sind.Wie alle anderen Preisträger musste sich Klaus von Klitzing nicht einmal einen eigenen Frack kaufen, sondern nur seine Maße an das Organisationskomitee der Nobelstiftung durchgeben. Der Leihfrack hing bei seiner Ankunft im Schrank des Hotelzimmers und passte vorzüglich. Auch sonst waren die Gastgeber großzügig und bewirteten tagelang nicht nur den Laureaten, sondern auch Frau, Kinder, Geschwister und ausgewählte Freunde, insgesamt 15 Personen.Der 10. Dezember begann auch 1985 für die Preisträger mit einer vormittäglichen Trockenübung im Konserthus, damit am Nachmittag bei der minutiös austarierten Verleihungszeremonie keine Pannen auftraten. Delikatester Punkt der Übung war der Rückwärtsgang nach Erhalt von Medaille und Diplom aus den Händen des Königs. Denn erst nach fünf bis sechs Schritten darf man Majestät wieder den Rücken zukehren. Um 16.30 Uhr wurden Klaus von Klitzing und seine Mitlaureaten zum Festakt auf die Bühne gebeten. In einem ausgefeilten Zeremoniell zwischen musikalischen Darbietungen und Ansprachen überreichte dort der König die Urkunden und Nobelmedaillen. Von Klitzings Ehrung wurde mit der Arie der Elisabeth: »Dich, teure Halle, grüße ich wieder« aus »Tannhäuser« von Richard Wagner eingeleitet.Klaus von Klitzing war von dem Ernst und der Würde der Preisverleihung tief beeindruckt. »Es war einmalig«, sagt er noch heute. Der Familienvater in ihm denkt dabei nicht ohne Amüsement an die feierliche Zeremonie zurück: »Es gab einiges Gezänk um unsere Kinder, weil sie noch sehr klein waren, vor allem unser zweiter Sohn. Man hatte Angst, die Kinder würden eventuell Geräusche bei der Liveübertragung machen, und es wurden extra eine Kinderschwester und ein Fahrer besorgt, damit die Kinder in der Stadt herumfahren konnten. Allerdings hatte die Presse schon mitbekommen, dass unser kleinerer Sohn — er war damals nicht einmal drei Jahre alt — einer der jüngsten Teilnehmer war, und da sollte er auch in Erscheinung treten und bei der Verleihung in der ersten Reihe sitzen. Ich habe dann von oben von der Bühne gesehen, wie sich meine Kinder mit Begeisterung gekabbelt haben. Davon gibt's noch Filmaufnahmen.«Direkt vom Festakt im Konserthus fuhren die Preisträger, ihre Familien und Gäste zum glanzvollen Bankett ins Stadshus, das um Punkt sieben Uhr beginnt und als Höhepunkt der gesellschaftlichen Saison in Stockholm gilt. Die Menüfolge für die 1300 Gäste ist jedes Jahr bis zum Schluss ein wohlgehütetes Staatsgeheimnis. Das aufwendige Mahl wird an langen Tafeln serviert, die sich um einen Tisch von 25 Meter Länge in der Mitte des Blauen Saals gruppieren, an dem die königliche Familie mit den Preisträgern speist. Die Pracht von Silber, Kristall und Kerzen ist verschwenderisch, und der üppige Blumenschmuck kommt jedes Jahr als Geschenk aus San Remo, wo Alfred Nobel seine letzten Lebensjahre verbrachte.Beim Bankett am Tisch des KönigsSelbst nüchterne Naturwissenschaftler, die nicht sonderlich viel für Pomp und Formelles übrig haben, können sich offenbar dem Zauber dieses Festessens im Blauen Saal nicht entziehen. So gesteht auch Klaus von Klitzing: »Das abendliche Bankett mit König und Königin war natürlich etwas Schönes. Das ist eine besondere Erinnerung.« Der Physikpreisträger saß nach gängigem Nobelprotokoll im Festsaal am Tisch des schwedischen Königspaares, Frau von Klitzing sogar neben König Carl Gustav, nachdem sie in der von Fanfarenklang begleiteten Eingangsprozession der Majestäten und Laureaten am Arm des Schwedenkönigs die Treppe hinunter in den Saal zu den anwesenden Gästen geleitet worden war.Nach dem Bankett wird in der Goldenen Halle getanzt, zunächst ein Wiener Walzer, dann auch Moderneres. Das Königspaar zieht sich in die Prinzengalerie zurück, wo die Nobelpreisträger und ihre Familien defilieren und Gelegenheit zum persönlichen Gespräch finden. Danach ist der Abend für standfeste Preisträger noch längst nicht zu Ende: Ab Mitternacht laden die Studenten einer der Stockholmer Hochschulen zur Nachfeier ein, bei der es bis in den frühen Morgen hoch hergeht. 1985 richteten die Mediziner des Karolinska-Instituts das Fest aus, und schon die Begrüßung blieb nachhaltig in Erinnerung: Hübsche Studentinnen im Bikini und mit Schwesternhäubchen erwarteten die Gäste am Eingang und applizierten ihnen Punsch und Champagner aus Infusionsflaschen.Klaus von Klitzing gefiel das sehr und auch die Studentenfete »Der grüne Frosch« kurz vor Schluss seines Stockholm-Aufenthalts, auf der die Preisträger eine Rede halten und dazu wie ein Frosch quaken müssen. Mit jungen Leuten zusammen fühlt er sich am wohlsten: »Feste mit den Studenten, das liegt mir eigentlich immer mehr«, sagt er. Was er von seiner Begegnung mit der Lichterkönigin hielt, war nicht zu erfahren. Ihr Besuch zum Fest der Lucia am 14. Dezember ist der stimmungsvolle Abschluss der Stockholmer Festivitäten. Eine Schar junger Mädchen in langen, weißen Gewändern, eines davon mit einer Krone brennender Kerzen auf dem Kopf, dringt an diesem Tag frühmorgens ins Schlafgemach der Nobelpreisträger im Grand-Hotel ein.Der Lohn des PreisesNach seiner Rückkehr vom Nobelfest in Stockholm konnte Professor von Klitzing erstmals bilanzieren, was ihm der formidable Preis konkret gebracht hatte. Umziehen für einen neuen Job musste er nicht: »Herr Lothar Späth hat sich nicht lumpen lassen, mir den Arbeitsplatz hier in Stuttgart so attraktiv wie möglich zu gestalten, damit ich nicht nach München ausweiche. Ich hatte von Franz Josef Strauß ein Schreiben erhalten, dass ich eine »open invitation« habe, in München weiterzuforschen — mit einer Ausstattung von 40 Millionen Mark. Das war schon ganz gewaltig.« In München war gerade ein neues Institut im Gespräch. Da hat natürlich Baden-Württemberg gegengehalten.Von Klitzings Preis bescherte dem Stuttgarter Max-Planck-Institut nicht nur neue Ausstattungen für seine Labors, sondern auch ein komfortables Gästehaus, das die Zusammenarbeit mit ausländischen Wissenschaftlern erheblich erleichtert: »Wir haben ein enormes, internationales Programm und zu jeder Zeit 100 ausländische Wissenschaftler im Haus. Für sie wäre es äußerst schwierig, für ein paar Wochen hier ein Quartier zu finden.«Nicht nur die Gastforscher, auch den Laureaten selbst hat der Nobelpreis von Wohnungssorgen in Stuttgart befreit: Von Klitzing nutzte sein Preisgeld zum Hauskauf für sich und seine Familie. Die Preissummme von damals etwa 600 000 Mark reichte dabei auf dem teuersten Immobilienmarkt der Republik nur für »eine Scheibe von einem Reihenhaus, für einen Bruchteil von einem Haus.«Reich geworden ist von Klitzing also durch den Nobelpreis nicht, aber seine Forschung hat der Preis von vielen finanziellen Nöten befreit. Dankbar erinnert er sich an die positive Atmosphäre, die seine Ehrung aus Stockholm in der Wissenschaft und bei ihren Geldgebern bewirkt hat: »Auch das Bundesministerium für Forschung und Technologie hat uns sehr unterstützt. Mein Nobelpreis war Anlass, einen neuen Preis auszusetzen, der seither jedes Jahr zehn Nachwuchswissenschaftlern unabhängig von bürokratischen Abläufen Fördermittel für Forschung, Reisen und Bücher zur Verfügung stellt.« Der damalige Forschungsminister Heinz Riesenhuber hat noch am Abend des 16. Oktobers 1985, an dem von Klitzings Auszeichnung bekannt gegeben wurde, diesen neuen »Leibniz-Preis« im Fernsehen angekündigt: Zehn hochbegabte Nachwuchsforscher jährlich erhalten seither jeder bis zu drei Millionen Mark, Geld, das sie unbürokratisch für ihre Forschung verwenden können.Für die Familie eine BürdeTrotz aller dankbaren Begeisterung — ganz ohne ambivalente Gefühle hat auch Klaus von Klitzing seinen Nobelpreis nicht bewältigt. Die Sache war vor allem am Anfang für seine Familie eine Bürde, auch wenn er versucht hat, Frau und Kinder weitgehend außen vor zu lassen: »Ich habe gesagt, ich muss damit leben, aber die Familie soll draußen bleiben. Das hat natürlich gerade einen Anreiz gegeben, besonders die Familie in Beschlag zu nehmen.« Von Klitzing fand es verständlicherweise störend, »wenn Tag und Nacht Leute vor der Haustür sitzen, um nur Familiengeschichten rauszubekommen, wenn man in der Verwandtschaft rumgeht und bei der Oma mit Blümchen und Geldprämien Kinderbilder haben will.«Er mauerte, so gut er konnte, und »die Folge war, dass einfach Sachen erfunden wurden, einfach vom blauen Himmel erfunden.« Die Storys, die auf diese Weise entstanden, waren zwar nicht negativ, »weil man einer positiven Gestalt nichts Negatives anhängen möchte«. Doch seither nimmt bei den von Klitzings niemand mehr ernst, was gedruckt in der Zeitung steht: »Uns und gerade den Kindern ist klar geworden, dass man der Presse nicht glauben darf, und seitdem haben vor allem meine Söhne und meine Tochter eine Aversion gegen alle Journalisten.« Die öffentliche Neugier ist inzwischen abgeflaut, und Klaus von Klitzing kann wieder mit seiner Frau im Restaurant zu Abend essen, ohne Autogrammwünsche erfüllen zu müssen. Die Zeitnot allerdings ist geblieben, und die beruflichen Zwänge haben in den letzten Jahren eher zugenommen. Auch darunter leidet das Klima daheim: »Ich kriege Vorwürfe von meiner Frau, dass ich den Beruf zu sehr in den Vordergrund stelle. Tatsächlich sehe ich teilweise mehrere Monate meine Kinder nicht. Sie wissen gar nicht, ob ich zu Hause bin oder nicht. Einmal sagte mein Sohn: »Ich gucke mal im Fernsehen. Wenn ich dich dort sehe, weiß ich, dass du noch lebst!««Mehr Geld für die Forschung und mehr gute LeuteDie Verwaltungsarbeit hat für Klaus von Klitzing seit dem Erhalt des Nobelpreises offenbar nicht zugenommen. Er agiert weiterhin ganz normal als einer von zehn Direktoren am Stuttgarter Max-Planck-Institut für Festkörperphysik. Aufseiten der Forschung allerdings hat der Preis durch das Plus an Fördermitteln, Personal und weltweitem Renommee zusätzlich Arbeit und Pflichten gebracht. Aber von Klitzing sieht einen großen Vorteil darin, dass er bei der Auswahl neuer Mitarbeiter nun auf die Elite unter den Studenten zurückgreifen kann: »Bei einem Nobelpreisträger zu arbeiten, das ist für die Studenten doch sehr attraktiv. Deswegen ist es für mich auch einfacher, gute Leute zu kriegen. Das ist vielleicht das Positivste am Nobelpreis, dass man international bekannt ist und so viele junge Leute bei einem arbeiten wollen!«Als schwieriger dagegen erweist es sich für den Physiknobelpreisträger, neue Freunde zu finden. Vielleicht ein wenig deshalb, weil man sich mit Mitte 50 sowieso schwerer als früher mit neuen Privatkontakten tut, besonders wenn die Zeit zur Intensivierung fehlt. Seine alten Freundschaften allerdings sind bestehen geblieben. »Insofern habe ich keine negativen Erfahrungen gemacht.«Immer unterwegsViel Zeit für die alten Freunde bleibt von Klitzing dennoch nicht. In der Woche kommt er selten vor Mitternacht aus dem Institut, und regelmäßig hat er auch am Wochenende zu tun. Am meisten Zeit kosten ihn die vielen Einladungen zu internationalen Tagungen. Bis zum Oktober 2000 waren es allein 26 für das laufende Jahr, »und ich habe jetzt schon die ersten Einladungen für 2004 angenommen. Obwohl ich künftig häufiger nein sagen wollte, kommt man doch immer wieder in diese Zwickmühle und sagt, man muss noch etwas für die Wissenschaft tun.« Nicht nur das Reisen, auch die Vorbereitung auf die Veranstaltungen auswärts kostet Zeit: »Ich muss mich ja auf jede Tagung neu vorbereiten. Ich halte nie einen Standardvortrag. Deshalb gehen meine Wochenenden meist dafür drauf, dass ich irgendwelche Vorträge ausarbeite.«Von Klitzing empfindet das Reisen nicht nur als Stress. Am Rande der wissenschaftlichen Veranstaltungen versucht er, etwas von der Welt zu sehen, auch wenn er sich die Zeit dazu mühsam erkämpfen muss: »Wenn ich eine Woche irgendwo zu einer Tagung bin, versuche ich, wenigstens einen halben Tag für etwas Kulturelles zu nutzen. Dabei habe ich als Nobelpreisträger Vorteile. Man kann im Museum Abteilungen sehen, die sonst geschlossen sind. Oder im Tross des Bundespräsidenten auf einem Staatsbesuch die verbotene Stadt in Peking besichtigen, die nur für uns geöffnet war. Das ist ein bisschen unfair gegenüber der Öffentlichkeit. Aber man genießt solche Extraangebote.«Der Preis hat die Arbeit beflügeltDer Ritterschlag in Stockholm wirkte auf Klaus von Klitzing offenbar nicht lähmend, sondern als Ansporn: »In summa summarum hat der Preis meine Arbeit beflügelt. Auch wenn er auf meine Kosten gegangen ist, vor allem physisch. Aber andererseits muss ich sagen, noch macht mir alles Spaß, und deshalb möchte ich auch nicht darüber klagen. Ich wäre todunglücklich, wenn ich jetzt plötzlich von einem Tag auf den anderen gar nichts mehr zu tun hätte!«Von Klitzings jährliche Publikationsrate ist nach dem Preis beträchtlich gestiegen, obwohl er sich zugunsten seiner Mitarbeiter nach Möglichkeit zurückhält: »In unserer Gruppe entsteht im Schnitt jede Woche eine Veröffentlichung, bei denen ich oft als Mitautor genannt werde. Ich versuche allerdings, den jungen Leuten für ihre Karriere die Chance zu geben, dass mein Name nicht mit erscheint. Denn bei Außenstehenden kann sonst leicht der Eindruck entstehen, dass die Arbeit von mir stammt.« Nach dem Erhalt des Nobelpreises spürte Klaus von Klitzing keinerlei emotionale Distanz in seiner beruflichen Umgebung und auch keine Neidgefühle und Aggressionen: »Ich habe keinerlei Schwierigkeiten und eher das Gefühl, dass mich alle Seiten unterstützen und sagen, meine Arbeit für die Wissenschaft sei sehr wichtig.«Seine Erklärung dafür klingt simpel: »Ich habe die Eigenschaft, dass ich mich nicht in den Vordergrund dränge und dominieren will. Ich versuche mich immer in die Situation von Anderen zu versetzen und kann verstehen, dass sie manchmal ein bisschen Minderwertigkeitsgefühle haben. Ich sage mir dann, na gut, die müssen damit leben, und ich möchte ihnen das Leben nicht noch schwerer machen. Ich gebe meinen Mitarbeitern sehr viel Freiheit, weil ich genau weiß, wie wichtig Freiheit ist, damit man sich mit der Arbeit identifizieren und 100 Prozent Arbeitskraft hineinstecken kann. Ich bin sehr großzügig und habe dadurch keinerlei soziale Probleme.«Seine Schüler beweisen offenbar große Anhänglichkeit: »An diesem Wochenende hatten wir hier im Haus ein Fest von ehemaligen Doktoranden. Wir waren insgesamt 90 Leute. Sie sind aus der ganzen Welt auf eigene Kosten hergeflogen, um hier ihre alte Gruppe zu treffen und mit ihr zusammen zu sein. Sie sagen, das ist ein schöner Bestandteil ihres Lebens gewesen.«Die neue Rolle als »politisch Weiser«So sehr von Klitzing seine Anerkennung unter Schülern, Mitarbeitern und Kollegen goutiert, so störend empfindet er noch immer die mit dem Nobelpreis verbundene Prominenz in der Öffentlichkeit. Notgedrungen hat er sich damit arrangiert: »Ich muss damit leben und mache das Beste daraus. Ich kann damit umgehen, und dadurch sieht das vielleicht auch natürlich aus.«Eine schwierige Rolle ist für Klaus von Klitzing nach wie vor die des »politisch Weisen«, die ihm der Nobelpreis eingetragen hat. Er gibt sich irritiert darüber, dass seine Ansicht und sein Rat plötzlich selbst dort gelten sollen, wo sie überhaupt nichts mit seinem Fach zu tun haben: »Wenn ich mich zu Themen äußern soll, die mit Forschung und Wissenschaft nicht mehr viel zu tun haben, dann sage ich oft, dass ich nicht allwissend, sondern genau so dumm wie viele andere bin. Ich kann zwar meine Meinung dazu sagen, aber ich behaupte nicht, dass ich die Wahrheit gepachtet habe.«Dort wo sich von Klitzing zu Recht in die moralische Pflicht genommen sieht wie etwa bei Aktionen für politisch verfolgte Wissenschaftler, leistet er auch schon mal mehr als nur seine Unterschrift — mit Erfolg: »Ich habe festgestellt, dass ich teilweise wirklich etwas bewege. Es gab mal eine Zeit, zu der in Russland sehr viele Physiker aus politischen Gründen im Gefängnis saßen. Da bekam man Aufrufe, etwas zu unterschreiben. Ich bin dazu natürlich nicht gern bereit, wenn ich nicht den Hintergrund kenne. Ich habe deshalb solche Aufrufe an die sowjetische Botschaft geschickt und nachgefragt, wie aus ihrer Sicht die Situation ist. Die Botschaft hat geantwortet, und die Fälle wurden offensichtlich bearbeitet, ohne dass die Öffentlichkeit davon erfuhr. Ich bin später den Inhaftierten teilweise persönlich begegnet und habe gehört, dass die Aktion die Dinge in Gang gebracht hatte. Es ist ein schönes Erlebnis, wenn man Menschen trifft, die sagen, ihr habt etwas für mich getan.«Ein Plus in der Bilanz über den NobelpreisVon Klitzings persönliche Kosten-Nutzen-Analyse fällt eindeutig positiv und zugunsten des Nobelpreises aus. Wie stolz auch die jeweiligen Nationen auf ihre Laureaten sind, hat er selbst erfahren. Dabei hat eine große Rolle gespielt, dass mit seiner Auszeichnung eine lange Dürreperiode zu Ende ging. Hatten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts deutsche Physiker noch ihre Wissenschaft dominiert und viele Preise eingeheimst, so gab es nach 1963 längere Zeit keinen einzigen Preis mehr. Mit von Klitzings Auszeichnung schien der Bann endlich gebrochen und der Anschluss an die internationale Spitzenforschung erreicht: »Deswegen war auch die Begeisterung so groß, als ich nach — glaube ich — 22 Jahren hier den Preis bekommen habe, und ich bin in Erinnerung geblieben.«Rat an künftige NobelpreisträgerInzwischen ist es eineinhalb Jahrzehnte her, seit Klaus von Klitzing seinen Preis bekam, und er hat sich an das Dasein als Nobelpreisträger gewöhnt. Künftigen Kollegen in Stockholm gibt er den Rat, von Anfang an mit ihrem Zeitbudget vorsichtig umzugehen. Dazu gehört: »Auf jeden Fall nicht zu viele Einladungen annehmen zu irgendwelchen Tagungen! Denn das geht doch auf Kosten der Arbeitszeit vor Ort. Am Anfang wird man gleich überschwemmt von Einladungen. Man ist begeistert, dass man so angesehen ist, und nimmt zu viele Einladungen an. Da sollte man kritisch sein.«Vor allem aber rät von Klitzing dazu, sich nach dem Preis weiter so normal wie möglich zu verhalten: »Man sollte nicht plötzlich denken, dass man anders ist. Ich bin gut damit gefahren, dass ich immer gesagt habe, ich versuche mich genauso zu verhalten, als ob ich keinen Nobelpreis hätte!«An den Ort, der ihn seinerzeit im Jahr 1985 so sehr hat hochleben lassen, kehrt Klaus von Klitzing allerdings gern zurück: »Die Verleihung in Stockholm war schon einmalig. Und deshalb freue ich mich, im Jahre 2001 zum 100-jährigen Jubiläum wieder in Stockholm zu sein. Alle Nobelpreisträger, die ich getroffen habe, sagen, das steht mit höchster Priorität in ihrem Kalender!«U. Fölsing
Universal-Lexikon. 2012.